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Vokalensemble
Rhein-Lahn

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Rhein-Zeitung Ausgabe RL vom 12. November 1996
(Claus Manns)

Musikalische Vielfalt weckte Lust auf Sangesfreuden

Festkonzert des Sängerkreises Rhein-Lahn zum 75. Geburtstag: Das Programm war Rückblick und Ausblick zugleich

MIEHLEN. 75 Jahre Chorgesang des Sängerkreis Rhein-Lahn: Ein schöner Grund, mit einem Festkonzert den 500 Besuchern in der Mühlbachschule Miehlen zu demonstrieren, was die sangesfreudigen Damen und Herren im Eck zwischen Rhein und Lahn zu bieten haben. Musikalische Vielfalt in hoher Qualität zeichnete das bestens unterhaltende Jubiläumskonzert aus.

Das Programm ist Rückblick und Ausblick zugleich. Der traditionsreichen Chorliteratur folgen schwungvolle Rhythmen der Gegenwart, die auch jugendliche Zuhörer und Akteure begeistern können. Daß beides nebeneinander bestehen und in Bann zieht, ist den 400 konzentriert agierenden Interpreten der vielschichtigen Partituren zu verdanken. Da finden sich die für den Chorgesang so unschätzbaren Sätze eines Otto Groll oder Rudolf Desch neben den anspruchsvollen Kompositionen von Schubert, Mendelssohn oder Gounod, und schließlich fügen sich auch die unsterblichen Musical-Melodien eines Andrew Loyd Webber in diesen abwechslungsreichen Reigen stimmungsvoll ein. Dieser programmatischen Marschrichtung von Kreischorleiter Franz Rudolf Stein, in dessen Händen die musikalische Gesamtleitung des Abends liegt, ist es zu verdanken, wenn bei jung und alt gleichermaßen die Lust geweckt wird, sich in der großen Sangesfamilie einzureihen.

An große Messe erinnern Einleitung und Schluß des dreistündigen Konzerts. Das Vokalensemble Rhein-Lahn zeugt mit Werken von Schubert, Mendelssohn und Bruckner von hoher Schule des Chorgesanges. Die schon zu "Amateuren" avancierten Sängerinnen und Sänger aus dem ganzen Rhein-Lahn-Kreis beherrschen das Spiel mit Dynamik und Tempo. Sicher werden die Töne da auch mit Fülle in die Höhen getragen, ohne daß hörbar ein Kraftakt daraus wird. Die Stimmen "fließen" sauber und weich ineinander; besonders deutlich beim fugenhaften "Abendlied" von Rheinberger. Ein Hörvergnügen, bei dem nur noch die akustischen Entfaltungsmöglichkeiten eines Gotteshauses fehlen.

Dazwischen wird bewiesen, was aus den Kehlen der vielen Hundert "Feierabend"-Sängerinnen und -Sänger herauszuholen ist, wenn ausgewählte Literatur, Gemeinschaftssinn und Disziplin stimmen: Klare Klangfarben erweckt die Chorgemeinschaft der Frauenchöre Becheln/Dachsenhausen/Nochern unter Leitung von Gerlinde Schade zum Wirken. Die Homogenität, mit der die gut hundert Sängerinnen sowohl bei den geistlichen Sätzen agieren als auch bei der Bernstein-Melodie "I feel pretty" ("Bravo"-Rufe aus dem Publikum), ihre sauberen Einsätze und Endungen, sie überzeugen die Zuhörer. Auch im kleinen Kreis wissen die Damen Akzente zu setzen. Sauber stimmt unter Stabführung von Anja Stöckl der Frauenchor Becheln "Oh Herr, welch ein Morgen" an. Mit dem rechten rhythmischen "feeling" singen die Damen aus Nochern von "Good news", und Josef Hoss entlockt seinen Sängerinnen aus Dachsenhausen bei "Deep river" reinste Klänge und eine deutlich artikulierte Aussprache.

Die Leistungsfähigkeit gemischter Chöre demonstriert Ewald Müller mit getragenen geistlichen, sehr breit interpretierten Sätzen im ersten Teil des Konzertes, während die Damen und Herren seiner gemischten Chöre aus Buch, Diethardt-Weidenbach und Oberbachheim zu Beginn des zweiten Teiles die Lust an flotten, frischen Chorsätzen pointiert auf die Zuschauerreihen überspringen lassen. Zündende Vortragskunst!

Sehr schwierige Partituren hat die Chorgemeinschaft Franz Rudolf Stein für das Jubiläum einstudiert. Überzeugend wirkt Schuberts "Gott in der Natur", weil durch ein effektvoll eingesetztes Auf und Ab an Stärke höchste dramatische Spannung erzeugt wird, die dem Werk in Verbindung mit der herrlichen Stimme von Sopranistin Gundula Schneider aus Karlsruhe theatralische Größe verleiht. Zum genießerischen Schwelgen verführen die disziplinierten Männerstimmen aus Braubach, Fachbach, Miehlen und Nievern bei Musical-Highlights aus "Phantom der Oper", "Starlight Express" oder "Jesus Christ Superstar". Zusammen mit der Solistin, mit Michael Platzek am Klavier, Alexander Schäfer am Schlagzeug und Christian Wolff am Baß gewinnt das Konzert an Verve. Der Swing steht den traditionsreichen Chorsängern vorzüglich. Ein Genuß der Extra-Klasse, der Mut und Hoffen macht für die kommenden 75 Jahre des Sängerkreises.

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